Die Digitalisierung hat in den vergangenen Jahrzehnten viele Innovationen im IT-Bereich befördert, die auch zur Gründung von Teils sehr erfolgreichen Unternehmen führte: sogenannte Start-Ups. Auch im Bereich der Medizin eröffnet die Digitalisierung Start-Ups die Möglichkeit, z.B. Apps zur Unterstützung der Gesundheitsversorgung zu entwickeln und zu vermarkten.
Ein solches Healthcare-Startup hat die Ärztin Eva Schobert gegründet: Sie und Ihre Kolleg*innen haben eine App namens “Herodikos“ entwickelt, mit der Ärzt*innen für ihre Patienten ein individuell zugeschnittenes Trainingsprogramm zur Stärkung der körperlichen Fitness zusammenstellen können. Unterstützung bekam “Herodikos” dabei vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie in Form eines EXIST-Gründerstipendiums. EXIST unterstützt Studierende, Absolvent*innen sowie Wissenschaftler*innen aus Universitäten und Hochschulen dabei, ihre innovativen technologieorientierten oder wissensbasierten Projekte aufzubauen.
Mit der Frage der Gründung befasst sich auch Prof. Dr. Stephanie Birkner. Sie hat an der Universität Oldenburg die bundesweit einmalige Juniorprofessur für „Female Entrepreneurship“ inne und beschäftigt sich unter anderem mit den sozialwissenschaftlichen Problemstellungen, die eine digitale Transformation mit sich bringt – gerade auch für Frauen, die gründen.
Links zu Einrichtungen der Teilnehmerinnen
Informationsseiten des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) zur Gründungsförderung
Gründungsförderung an den Hochschulen
Vernetzungsmöglichkeiten
Weitere Beispiele für Healthcare-Startups
Clue – App zur Verfolgung des weiblichen Zyklus
Die Digitalisierung in der Medizin kann Ärztinnen und Ärzte bei ihren Aufgaben im Arbeitsalltag unterstützen und die Gesundheitsversorgung von Patient*innen verbessern. Zum Beispiel in der Krankenhaushygiene. Prof. Dr. med. Simone Scheithauer vom Institut für Krankenhaushygiene und Infektiologie der Universitätsmedizin Göttingen berichtet von ihrem Arbeitsalltag und davon wie im HiGHmed Use Case „Infection Control“ ein Frühwarnsystem entwickelt wird, das Patient*innen vor neuen Infektionen schützen und den Ausbruch ansteckender Krankheiten verhindern soll.
Elisabeth Nyoungui vom Institut für Medizinische Informatik der Universitätsmedizin Göttingen arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt: OPTINOFA – Optimierung der Notfallversorgung durch strukturierte Ersteischätzung mittels intelligenter Assistenzdiente (OPTINOFA-Wissensportal). Die Bereitstellung des webbasierten Wissensportals soll die Notfallmediziner*innen bei der Ersteinschätzung von Notfallpatienten und der Zuweisung in die erforderliche Versorgungsstufe unterstützen, dadurch wird erwartet, dass die notfallmedizinischen Prozessabläufe sich beschleunigen und die Qualität der Notfallversorgung sich verbessert.
Beide Frauen arbeiten damit an Projekten mit, die durch Digitalisierung zu einer Verbesserung der Gesundheitsversorgung von Patient*innen im Krankenhaus und zur Entlastung des Klinikpersonals beitragen möchten.
Links und Hintergründe:
Im Rahmen der medizinischen Behandlung und Forschung entstehen in Kliniken und Praxen viele unterschiedliche Daten. Die Digitalisierung der Medizin bietet die Chance, dass diese enorm großen Datenmengen für eine verbesserte Gesundheitsversorgung und aktuelle Forschungsarbeiten wiederverwendet werden können. Dazu ist es wichtig, dass die Daten strukturiert und sinnvoll aufbereitet werden. Genau hier fängt die Arbeit von Alina Rehberg und Sarah Ballout an: Sie sind Data Stewards und entwickeln Datenmodelle, die es Ärzt*innen ermöglichen, mit den vielfältigen Daten geeignet weiterzuarbeiten. Davon profitieren unter anderemKrebspatient*innen.
Data Steward, das ist ein völlig neues Berufsbild – und mit Dr. Sarah Dangendorf besprechen wir, welche Rolle die Genderaspekte in der solchen neuen Berufsbildern und bei der Digitalisierung generell spielen können. Frau Dangendorf ist wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Stabsstelle für Forschung und Entwicklung der Hochschule Hannover und ihr Arbeitsgebiet dort ist die Gender- und Diversityforschung. Sie erklärt, warum die Kategorie Gender gerade auch in der Medizin so wichtig ist und wie man darauf achten kann, Diversitäten in der eigenen Arbeit und Forschung zu berücksichtigen.
Links und Hintergründe
In der zweiten Folge treffen wir auf Dr. Bärbel Miemietz und Ina Pidun, die über ihr Projekt „Digimed fF“ – digitale Zukunft der Medizin für Frauen“ sprechen. Die Digitalisierung der Medizin wirft – u.a. – die Frage auf, welche evtl. ganz neuen Kompetenzen Ärztinnen und Ärzte sich nun aneignen müssen. Aus der Perspektive der Gleichstellung ist diese Frage unmittelbar mit der Frage verbunden, wie sichergestellt werden kann, dass Frauen diese Kompetenzen in gleicher Weise erwerben wie Männer und noch weiter gefasst: Wie ist es zu schaffen, dass Frauen von den Chancen, die sich durch die Digitalisierung ergeben, in gleicher Weise profitieren wie Männer?
Die Gäste
Bärbel Miemietz ist seit 15 Jahren die Gleichstellungsbeauftragte der Medizinischen Hochschule Hannover, sie kümmert sich dabei um alle Sorgen und Themen, die die Studierenden und Beschäftigten der Hochschule in Sachen Geschlechter- und Gleichstellungsarbeit haben, zum Beispiel Vereinbarkeit von Familie, Beruf oder Studium oder auch die Karrieren als Wissenschaftlerinnen. Aber sie forscht eben auch selbst – ein wichtiges und großes Thema ist die geschlechtersensible Medizin ein anderes eben die Digitalisierung der Medizin für Frauen.
Ein weiterer Gast in unserer Sendung ist Ina Pidun, sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Gleichstellungsbüro von Frau Dr. Miemietz und betreut dort das ganze Projekt DigiMedfF, sie hat dabei unter anderem eine Tagung mit dem Titel „Lücken im System“ auf die Beine gestellt. Studiert hat sie Soziologie in Wien und Salzburg.
Das Ziel von Digimed fF
Die beiden Forscherinnen wollen rausfinden, welche Kompetenzen benötigt werden und ob sie geschlechterspezifisch vermittelt werden müssen und wie sich die Lehre und die Weiterbildung aufstellen müssen, um möglicherweise vorhandene Unterschiede im Lernverhalten oder in den Interessen von Frauen und Männern aufzufangen. Im ersten Schritt betrachten sie das Thema in der ganzen Breite. Durch strukturierte Interviews mit verschiedenen Personen versuchen sie zu ergründen, ob und wie gut Ärztinnen und Ärzte sowie Studierende auf die Digitalisierung der Medizin aktuell vorbereitet sind.
Weiterführende Links zum Thema
In der ersten Folge sind Petra Knaup-Gregori und Antje Wulff zu Gast und erzählen von ihrem Weg in den Medizinische Informatik und wie sie ganz konkret versuchen, das Leben der Menschen mit Daten zu verbessern.
Petra Knaup-Gregori hat bereits 1986 das Studium der Medizinischen Informatik begonnen, heute ist sie Leiterin der Sektion Medizinische Informatik am Universitätsklinikum Heidelberg. Sie hat fast von Anfang an die Digitalisierung der Medizin begleitet und gibt in unserer Sendung einen Einblick, was sich in den vergangenen Jahrzehnten da alles getan hat – und wohin die Reise gehen könnte.
Antje Wulff wurde 1992 geboren, sie hat zunächst Wirtschaftsinformatik studiert und dann in der medizinischen Informatik vertieft. Heute ist sie am Peter L. Reichertz Institut für Medizinische Informatik an der TU Braunschweig und der Medizinischen Hochschule Hannover tätig. In ihrer Arbeit geht es unter anderem darum, Kinder auf der Intensivstation präventiv mit der Hilfe von Daten vor dem sogenannten „SIRS“, einer schlimmen Entzündungsreaktion des Körpers, zu bewahren.
Weiterführende Links zum Thema:
Die Medizinische Informatik ist die Wissenschaft der systematischen Erschließung, Verwaltung, Aufbewahrung, Verarbeitung und Bereitstellung von Daten, Informationen und Wissen in der Medizin und im Gesundheitswesen. Sie ist von dem Streben geleitet, damit zur Gestaltung der bestmöglichen Gesundheitsversorgung beizutragen.
Zu diesem Zweck setzt sie Theorien und Methoden, Verfahren und Techniken der Informatik und anderer Wissenschaften ein und entwickelt eigene. Mittels dieser beschreiben, modellieren, simulieren und analysieren Medizinische Informatiker/innen Informationen und Prozesse mit dem Ziel, Ärzte/innen, Pflegekräfte und andere Akteure im Gesundheitswesen sowie Patienten/innen und Angehörige zu unterstützen, Versorgungs- und Forschungsprozesse zu gestalten und zu optimieren sowie zu neuem Wissen in Medizin und Gesundheitswesen beizutragen.
Damit die hierzu nötigen Daten und Informationen und das benötigte Wissen fachgerecht erfasst, aufbewahrt, abgerufen, verarbeitet und verteilt werden können, entwickeln, betreiben und evaluieren Medizinische Informatiker/innen Infrastrukturen, Informations- und Kommunikationssysteme einschließlich solcher für Medizintechnische Geräte.
Die Medizinische Informatik versteht diese als sozio-technische Systeme, deren Arbeitsweisen sich in Übereinstimmung mit ethischen, rechtlichen und ökonomischen Prinzipien befinden. (Quelle: https://gmds.de/)