Digitale Pflege – Chancen und Herausforderungen

In der Pflege, sei es im Krankenhaus, in der ambulanten Versorgung oder in stationären Pflegeeinrichtungen, stehen Fürsorge und Zuwendung im Mittelpunkt. Die Pflege war und ist aber auch die zentrale Drehscheibe für Informationen aus Prozessen bei der Versorgung von pflegebedürftigen Menschen. Digitale Technologien haben das Potenzial, diesen Informationsaustausch zu verbessern, die Eigenständigkeit von Pflegebedürftigen zu stärken und Pflegende zu entlasten.

Über die Chancen und gesellschaftlichen Herausforderungen der Digitalisierung der Pflege sowie der Digitalisierung im Alltag älterer Menschen sprechen in dieser Episode Prof. Ursula Hübner von der Hochschule Osnabrück und Prof. Claudia Müller von der Universität Siegen und der Kalaidos Fachhochschule Schweiz. 

Prof. Ursula Hübner forscht zu Fragen des technologisch gestützten Managements in der Patientenversorgung und in Gesundheitseinrichtungen. Prof. Claudia Müller beschäftigt sich mit sozialen und gesellschaftlichen Implikationen der Digitalisierung. Beide geben anschauliche Einblicke in ihre Projekte und Forschungen und gehen dabei auch auf die Kompetenzen ein, die sowohl in den Gesundheitsberufen als auch von pflegebedürftigen Menschen für eine digital unterstützte Pflege benötigt werden. Eines liegt ihnen dabei besonders am Herzen: Die Menschen einzubeziehen.

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Digitale Kompetenzen im Gesundheitswesen: Herausforderungen für Studiengänge der Informatik und der Medizin

Der IT-Fachkräftemangel ist eine große Herausforderung, auch für das Gesundheitswesen. Denn eine digitale Medizin braucht Expert*innen aus der medizinischen Informatik, um die Entwicklung neuer Angebote und zukunftsweisender Innovationen zu fördern wie auch einen sicheren Betrieb der Systeme zu realisieren. Aber auch Ärzt*innen mit weitreichenden Kompetenzen zur patientenzentrieten, zukunftsweisenden Nutzung digitaler Anwendungen werden gebraucht, um eine verbesserte Gesundheitsversorgung zu ermöglichen.

Inwiefern digitale Kompetenzen bereits Teil des Medizinstudiums sind und wie groß deren Bedeutung für die Medizin der Zukunft sein wird, darüber spricht in dieser Episode PD Dr. Bettina Baeßler. Sie ist Fachärztin für Radiologie und Oberärztin am Universitätsspital Zürich und arbeitet aktuell mit an der Überarbeitung und Implementierung des Nationalen Kompetenzbasierten Lernzielkatalogs Medizin (NKLM).

Außerdem ist Prof. Dagmar Krefting zu Gast. Die Leiterin des Instituts für Medizinische Informatik der Universitätsmedizin Göttingen stellt in ihrer Rolle als Leiterin der AG HiGHmed-Lehre (HiGHmeducation) einen konkreten Lösungsansatz dafür vor, wie die universitäre Ausbildung an der Schnittstelle von Informatik und Medizin mithilfe digitaler Lernmodule gestärkt werden kann.

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Patienteneinbeziehung – Potenziale und Möglichkeiten

79% der Deutschen wären bereit, ihre Gesundheitsdaten anonym zu spenden, dies ergab 2019 eine Forsa-Umfrage.

Datenspenden sind wichtig, um Krankheiten früher zu erkennen und besser behandeln zu können. Jedoch sind diese nur einer von vielen Bausteinen der Patienteneinbeziehung, auch Patientenpartizipation genannt.

Warum es noch wichtig ist, Patientinnen und Patienten an der medizinischen Forschung und auch der Gesundheitspolitik teilhaben zu lassen, bespricht Johanna Bowman in dieser Episode mit der Medizinethikerin Prof. Dr. Silke Schicktanz von der Universität Göttingen und der gesundheitspolitischen Sprecherin der Grünen sowie Bundestagsabgeordneten Maria Klein-Schmeink.

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openEHR – Der Bau einer offenen medizinischen Datenarchitektur

Ein großes Potential für die Verbesserung der Gesundheitsversorgung und der klinischen Forschung wird in einer stärkeren Verzahnung der beiden Bereiche durch den Austausch medizinischer Behandlungsdaten gesehen. Damit dieser institutionsübergreifende Austausch möglich ist, erfordert es einheitliche Konzepte, die dafür sorgen, dass verschiedene Kliniken, Praxen oder Labore ihre gesammelten Daten austauschen, eindeutig interpretieren und dadurch geeignet nutzen können.

Der Plattformansatz openEHR setzt dabei nicht erst beim Austausch der Daten an, sondern adressiert bereits eine gemeinsame Datenarchitektur, die unabhängig von den jeweiligen Anwendungen im Gesundheitswesen ist und ein gemeinsames Verständnis der gesammelten medizinischen Daten fördert.

Über ihre Arbeit mit den Archetypen und Templates aus openEHR berichten in dieser Episode Dr. Angela Merzweiler und Weronika Gujo vom Universitätsklinikum Heidelberg. Im Rahmen des Projekts HiGHmed, macht Frau Dr. Merzweiler das inhaltliche Projektmanagement für das Medizinische Datenintegrationszentrum (MeDIC) Heidelberg, Frau Gujo arbeitet dort als Data Steward und damit liegen ihre Aufgaben genau an der Schnittstelle zwischen Medizin und Informatik

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Nutzung und Austausch digitalisierter medizinischer Daten – Neue Fragestellungen für die Medizinethik?

Durch die Digitalisierung der Medizin besteht die Möglichkeit riesige Datenmengen im Behandlungs- und Forschungskontext zu erfassen und zu verwalten. Die Sensibilität der medizinischen Daten ist dabei, je nach Teilbereich, sehr unterschiedlich. Es geht u. a. um sehr persönliche Daten, wie molekulare Daten aus Genomanalysen, also Analysen des menschlichen Erbguts.

Die zunehmende Verfügbarkeit dieser medizinischen Daten, verbunden mit dem Wunsch deren Potenzial für die Verbesserung der Gesundheitsversorgung nutzen zu können, wirft viele neue medizinethische Fragestellungen auf. Bei der Beantwortung sind die Grundwerte, wie das Wohlergehen der Patienten, das Verbot zu schaden aber auch das Recht auf Selbstbestimmung zu berücksichtigen.

Darüber, welche Rolle die Ethik in der Medizin allgemein spielt und wie ein ethischer Umgang mit medizinischen Daten konkret im HiGHmed Use Case Onkologie sichergestellt wird, darüber spricht Johanna Bowman in dieser Folge mit der Onkologin und Medizinethikerin Frau Prof. Dr. Eva Winkler von der Universität Heidelberg sowie der Humangenetikerin Frau Prof. Dr. Brigitte Schlegelberger von der Medizinischen Hochschule Hannover. 

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Digitalisierung im Kampf gegen die Corona-Pandemie

Die Corona-Pandemie hat in vielen Bereichen deutlich gemacht, wie die Digitalisierung unseren Alltag in kritischen Zeiten unterstützen kann. Ein guter Zeitpunkt, um zu schauen, wie die Digitalisierung der Medizin helfen kann, die Coronakrise zu bewältigen.

Eingeladen sind zu dem Thema Frau Prof. Simone Scheithauer und Frau Prof. Dagmar Krefting von der Universitätsmedizin Göttingen (UMG). Dagmar Krefting leitet dort das Institut für Medizinische Informatik, Frau Scheithauer ist Leiterin des Instituts für Krankenhaushygiene und Infektiologie.

Sie berichten aus ihrem Arbeitsalltag, der sich seit Ausbruch der Corona-Pandemie stark verändert hat, beschreiben wie ihre Forschungen zur Vernetzung von medizinischen Daten genutzt werden können, um die Pandemie einzugrenzen, welche Rolle dabei die Medizininformatikinitiative des Bundesministerium für Bildung und Forschung spielt und warum sie die Krise auch als Chance begreifen. Zentral ist dabei die Entwicklung der Software SmICS („Smart Infection Control System“), die es ermöglicht Patienten-, Erreger- und Bewegungsdaten in Echtzeit zu visualisieren und analysieren, um damit Infektionen in Krankenhäusern, Seniorenheimen oder anderen Gesundheitseinrichtungen schnell zu erkennen und dadurch ggf. zukünftige, weitere Infektionen zu verhindern. SmICS wurde in HiGHmed entwickelt und steht anderen Universitätskliniken zur Verfügung.

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Medizinische Daten für ein besseres Leben mit Herzinsuffizienz – Der Use Case Kardiologie

Im Rahmen des HiGHmed Use Cases Kardiologie werden an verschiedenen Standorten medizinische Daten von Patient*innen mit Herzinsuffizienz gesammelt und in medizinischen Datenintegrationszentren (MeDICs) zusammengeführt. Durch die Analyse dieser Daten soll es langfristig möglich sein, bei Patient*innen mit einem hohen Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf frühzeitig Verschlechterungsschübe zu erkennen und somit Krankenhausaufenthalte zu verringern und die Lebensqualität zu verbessern.

Patient*innen, die wegen einer chronischen Herzinsuffizienz behandelt werden, werden gefragt, ob sie ihre Daten für das Projekt zur Verfügung stellen möchten. Anschließend werden die erfassten Daten entsprechend der in HiGHmed festgelegten Spezifikationen in den Datenbestand des MeDICs aufgenommen.

Caroline Bönisch von der Universitätsmedizin Göttingen und Tanja Zeppernick von der Medizinischen Hochschule Hannover berichten über ihre sehr unterschiedlichen Aufgaben im Projekt HiGHmed. Denn während Caroline Bönisch als Medizininformatikerin an der IT-Schnittstelle arbeitet, hat Tanja Zeppernick als Klinischer Data Steward den direkten Kontakt zu den Patient*innen.

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Episode 5: Durchstarten im Gesundheitsbereich: Healthcare-Start-Ups und Unterstützung für Gründer*innen

Die Digitalisierung hat in den vergangenen Jahrzehnten viele Innovationen im IT-Bereich befördert, die auch zur Gründung von Teils sehr erfolgreichen Unternehmen führte: sogenannte Start-Ups. Auch im Bereich der Medizin eröffnet die Digitalisierung Start-Ups die Möglichkeit, z.B. Apps zur Unterstützung der Gesundheitsversorgung zu entwickeln und zu vermarkten.

Ein solches Healthcare-Startup hat die Ärztin Eva Schobert gegründet: Sie und Ihre Kolleg*innen haben eine App namens “Herodikos“ entwickelt, mit der Ärzt*innen für ihre Patienten ein individuell zugeschnittenes Trainingsprogramm zur Stärkung der körperlichen Fitness zusammenstellen können. Unterstützung bekam “Herodikos” dabei vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie in Form eines EXIST-Gründerstipendiums. EXIST unterstützt Studierende, Absolvent*innen sowie Wissenschaftler*innen aus Universitäten und Hochschulen dabei, ihre innovativen technologieorientierten oder wissensbasierten Projekte aufzubauen.

Mit der Frage der Gründung befasst sich auch Prof. Dr. Stephanie Birkner. Sie hat an der Universität Oldenburg die bundesweit einmalige Juniorprofessur für „Female Entrepreneurship“ inne und beschäftigt sich unter anderem mit den sozialwissenschaftlichen Problemstellungen, die eine digitale Transformation mit sich bringt – gerade auch für Frauen, die gründen.

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Informationsseiten des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) zur Gründungsförderung 


Gründungsförderung an den Hochschulen

Vernetzungsmöglichkeiten

Weitere Beispiele für Healthcare-Startups

Clue – App zur Verfolgung des weiblichen Zyklus

Episode 4: Digitalisierung für eine bessere Gesundheitsversorgung – Forschungsprojekte im Krankenhaus

Die Digitalisierung in der Medizin kann Ärztinnen und Ärzte bei ihren Aufgaben im Arbeitsalltag unterstützen und die Gesundheitsversorgung von Patient*innen verbessern. Zum Beispiel in der Krankenhaushygiene. Prof. Dr. med. Simone Scheithauer vom Institut für Krankenhaushygiene und Infektiologie der Universitätsmedizin Göttingen berichtet von ihrem Arbeitsalltag und davon wie im HiGHmed Use Case „Infection Control“ ein Frühwarnsystem entwickelt wird, das Patient*innen vor neuen Infektionen schützen und den Ausbruch ansteckender Krankheiten verhindern soll.

Elisabeth Nyoungui vom Institut für Medizinische Informatik der Universitätsmedizin Göttingen arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt: OPTINOFA – Optimierung der Notfallversorgung durch strukturierte Ersteischätzung mittels intelligenter Assistenzdiente (OPTINOFA-Wissensportal). Die Bereitstellung des webbasierten Wissensportals soll die Notfallmediziner*innen bei der Ersteinschätzung von Notfallpatienten und der Zuweisung in die erforderliche Versorgungsstufe unterstützen, dadurch wird erwartet, dass die notfallmedizinischen Prozessabläufe sich beschleunigen und die Qualität der Notfallversorgung sich verbessert.

Beide Frauen arbeiten damit an Projekten mit, die durch Digitalisierung zu einer Verbesserung der Gesundheitsversorgung von Patient*innen im Krankenhaus und zur Entlastung des Klinikpersonals beitragen möchten.

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Episode 3: Ordnung und Vielfalt – Data Stewards und Genderaspekte in der Forschung

Im Rahmen der medizinischen Behandlung und Forschung entstehen in Kliniken und Praxen viele unterschiedliche Daten. Die Digitalisierung der Medizin bietet die Chance, dass diese enorm großen Datenmengen für eine verbesserte Gesundheitsversorgung und aktuelle Forschungsarbeiten wiederverwendet werden können. Dazu ist es wichtig, dass die Daten strukturiert und sinnvoll aufbereitet werden. Genau hier fängt die Arbeit von Alina Rehberg und Sarah Ballout an: Sie sind Data Stewards und entwickeln Datenmodelle, die es Ärzt*innen ermöglichen, mit den vielfältigen Daten geeignet weiterzuarbeiten. Davon profitieren unter anderemKrebspatient*innen.

Data Steward, das ist ein völlig neues Berufsbild – und mit Dr. Sarah Dangendorf besprechen wir, welche Rolle die Genderaspekte in der solchen neuen Berufsbildern und bei der Digitalisierung generell spielen können. Frau Dangendorf ist wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Stabsstelle für Forschung und Entwicklung der Hochschule Hannover und ihr Arbeitsgebiet dort ist die Gender- und Diversityforschung. Sie erklärt, warum die Kategorie Gender gerade auch in der Medizin so wichtig ist und wie man darauf achten kann, Diversitäten in der eigenen Arbeit und Forschung zu berücksichtigen.

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